Jede/r von uns hat eigene Wünsche, Vorstellungen, Prioritäten, daher erscheint die Frage „Lohnt sich ein CELTA-Kurs“ vielleicht etwas zu global. Alles Nachfolgende basiert auf meinen Erfahrungen und meiner Erwartungshaltung betreffs eines CELTA Online-Kurses. Ich habe nicht mit oder bei anderen Kursteilnehmern recherchiert.
In vorherigen Artikeln ging ich auf die Details sowie die finanziellen Aspekte meines CELTA Online-Kurses ein. Nun komme ich (endlich) zum angekündigten großen Fazit, bzw. meiner persönlichen Pro/Con-Liste.
Mein Fazit zu „10 Wochen CELTA Online-Kurs Teilzeit“
Tja, lohnt sich ein CELTA-Kurs? Hätte ich mir all das – die Vorbereitung und den Kurs an sich – angetan, wenn ich vorher mehr über den Kurs gewusst hätte?
Pro – was mir am CELTA-Kurs gefiel
Entgegen meiner Gewohnheit starte ich mit meinen positiven Kommentaren zu meinem CELTA Online-Kurs.
Bewährtes Konzept, durchdachte Vorgehensweise
Am Konzept des CELTA-Kurses gibt es nichts zu rütteln. Seit vielen Jahren bewährt, hat die Cambridge University nun auch den CELTA Online-Kurs im Angebot. Alles ist gut strukturiert, logisch aufgebaut, durchdacht, mit hervorragenden Beispielen unterlegt.
Der CELTA Online-Kurs behandelt die gleichen Themen und Inhalte wie der CELTA Präsenz-Kurs (wurde uns immer wieder gesagt, einen direkten Vergleich habe ich nicht).
Mir gefiel die Mischung aus Course Units, Diskussionsforen, Live Classes und Teaching Practices. Das didaktische Konzept, Englisch zu unterrichten, wird auch für die CELTA-Students beim Vermitteln des Lehrmaterials angewendet. Das ist mitunter wirklich lustig, wenn die Erkenntnis eintrifft, dass mit „genau dieser Vorgehensweise“ jeder Stoff vermittelt werden kann.
Course Units und Discussion Forum: sehr informativ und hilfreich
Ein Hauptbestandteil des CELTA sind die Course Units. Diese sind hervorragend aufgebaut, abwechslungsreich mit immer wieder unterschiedlichen Aufgabentypen unterlegt (wie auch der Englischunterricht sein sollte).
Die Course Units enthalten sehr viele sehr hilfreiche Informationen, jedes Thema wird ausführlich behandelt und erläutert. Die Fülle an Informationen erschlug mich gelegentlich (positiv). Und manchmal war ich etwas genervt davon, all das Wissen nur per Screenshot sichern zu können. Aber: alles war hervorragend aufgebaut und intuitiv zu handhaben.
In den Diskussionsforen werden Ergebnisse eingestellt und diskutiert, dies ermöglicht den Austausch mit anderen CELTA-Schülern. Anfangs war ich skeptisch bzgl. dieser Diskussionen, merkte jedoch schnell, dass ich anderweitig kaum in Kontakt mit den anderen Mitlernenden komme. Es ging mir weniger um das persönliche Kennenlernen der anderen, sondern um das Austauschen unserer Erfahrungen, bestehendes Wissen, Interpretation von neuen Themen, usw., und dies funktionierte gut mit den Diskussionsforen.
Lernkurve für Lehranfänger: sehr steil
Die Betonung lege ich hier auf Lehranfänger. Denn ob man einen CELTA-Kurs mit oder ohne Lehrerfahrung startet, beides bringt Vor- und Nachteile mit sich.
Für mich als Lehrunerfahrenen ging es ab Tag 1 steil nach oben auf der Lernkurve. Falls du Zweifel hast, ob du ohne Lehrerfahrung einen CELTA-Kurs belegen solltest: Mach es! Du wirst aufgrund der guten Struktur (siehe oben) sehr schnell an die wichtigen Themen herangeführt.
Fakt ist: nach Ende des CELTA war ich in der Lage, Englischunterricht selbstständig und ohne fremde Materialien vorzubereiten und zu halten. Nach den ersten Tagen hatte ich meine Zweifel diesbezüglich, aber es hat alles bestens funktioniert.
Preis/Leistung: hervorragend!
Ist ein CELTA-Kurs teuer? Je nachdem, wie man es betrachtet. Aus meiner Sicht, wie im vorherigen Artikel beschrieben, ist er das nicht.
Kommunikation mit Tutorinnen: problemlos und gut
Erstaunt war ich, dass die Tutorinnen immer wieder betonten, sie seien jederzeit kontaktierbar und offen für Fragen. Unglaublich.
Schotten sich Tutoren anderer Kurse nach Ende der offiziellen Unterrichtszeit ab, so waren „meine drei“ gefühlt die kompletten zehn Wochen erreichbar.
Instruktionen für anstehende Aufgaben: hervorragend
Die Anweisungen für anstehende Aufgaben, sei es Assignments, Teaching Practice oder Discussion Forum, waren exzellent formuliert. Wie eigentlich nicht anders zu erwarten bei einem Kurs, in dem unter anderem die klare und deutliche Kommunikation sehr weit oben auf der Prio-Liste steht.
Ein Kommentar zu den Assignments… die Instruktionen und auch das Begleitmaterial für die Assignments sind aus meiner Sicht absolut klar und deutlich. Lies die Anweisungen mehrmals durch und überlege dir, was exakt von dir verlangt wird, vor allem welche Informationen im abzugebenden Assignment enthalten sein müssen. Es steht alles da, jedoch habe ich bei Mitlernenden gesehen, dass sie einige Fragen hatten – unnötigerweise.
Contra – verbesserungsfähige Punkte
Ich war nicht ausschließlich begeistert! Es gab einige Punkte, die mir nicht so sehr gefielen, here we go.
Teilzeit CELTA Online
Teilzeit wird von jeder Person unterschiedlich definiert. Meine Definition von Teilzeit ist nicht, vor allem in den ersten zwei/drei Wochen 35-50 Stunden pro Woche für CELTA aufzubringen. Das ist Vollzeit, sogar mehr als das. Dieser Stundenaufwand fiel nicht nur bei mir an (auch wenn ich schon älter bin), es ging fast jeder/m so.
Nach den ersten beiden Wochen hatte ich mich an den Rhythmus und die Art und Weise des CELTA-Kurses gewöhnt, dann wurde es etwas besser. Trotzdem saß ich ein paar Mal bis morgens um zwei/drei vor dem Rechner, um ein Assignment fertigzuschreiben oder die nächste Stunde vorzubereiten.
Kommt dann noch Familie, Job und das ein oder andere private Thema mit dazu, so wird es sehr schnell sehr eng (zu viel!) mit der verfügbaren Zeit.
10 Wochen sind zu wenig
Ursprünglich dachte ich, zehn knackige Wochen sind besser als ein sich noch deutlich länger hinziehender Kurs. Falsch gedacht.
Ich vermute, bei den etwas länger laufenden Kursen wird zu Anfang mehr Wert auf die Theorie gelegt, zumindest würde ich mir das wünschen.
Mir ist klar, dass der komplette Lernstoff in diese zehn Wochen gepackt werden muss. Plus die Praxis mit dem Englischunterricht.
Dennoch hätte ich es besser gefunden, mehr Theorie vorweg zu erhalten, vor der ersten Stunde. Denn manchmal kamen in den Course Units Lerninhalte, die ich sehr gut ein/zwei Wochen vorher für eine Stunde hätte gebrauchen können.
Discussion Forum – manchmal ohne Mehrwert?
Auch wenn ich wie oben beschrieben die Diskussionsforen zu schätzen gelernt habe, gelegentlich konnte ich den Mehrwert nicht erkennen. Einige Aufgaben und Diskussionsthemen hinterließen bei mir den Eindruck, nur deshalb als Diskussion aufgesetzt worden zu sein, damit mal wieder eine Diskussion zustandekommt.
Einige der Themen, vor allem zu Ende des Kurses, waren aus meiner Sicht überflüssig. Das mag vielleicht auch an ersten Kurs-Ermüdungserscheinungen gelegen haben.
Direkter Kontakt und Austausch mit CELTA-Students nicht wie in einem Präsenzkurs
Klar, es war ein Onlinekurs. Und bei jedem Online-Training denke ich mir, dass der „Pausenschnack“ fehlt. Ja, auch Zoom und Teams bieten die Möglichkeit, sich direkt zu unterhalten, es ist jedoch nicht das Gleiche.
Engeren Kontakt hatte ich nur innerhalb meiner Teaching Practice, d.h. mit fünf anderen CELTA-Students. In unseren Calls zur Vorbereitung der Unterrichtsstunden hatten wir zwar mitunter eine Menge Spaß. Da bei uns jedoch der Faktor Zeit ein Problem war, wie eigentlich bei allen Kursteilnehmern, konzentrierten wir uns nahezu ausschließlich auf das Fachliche.
Lohnt sich ein CELTA-Kurs? In aller Kürze:
Ja, ein CELTA-Kurs lohnt sich auf jeden Fall. Punkt.
Was würde ich für mich ändern?
Würde ich einen CELTA Online-Kurs erneut belegen, gäbe es zwei Sachen, die ich ändern würde.
Zum einen denke ich, dass ich eher einen Blended CELTA bevorzugen würde. Teilweise Online, teilweise Präsenz. Präsenz idealerweise sowohl für den Englischunterricht als auch zum Austausch mit anderen CELTA-Students. Der Online-Teil für die Course Units. Jedoch habe ich nicht recherchiert, wie ein Blended CELTA aufgebaut ist.
Als zweiten Punkt würde ich für mich die Dauer ändern. Zehn Wochen waren rückblickend zu knackig, zu intensiv vor allem für Teilzeit. Ich denke, vierzehn oder sechzehn Wochen wären hier deutlich besser. Mir ist bewusst, dass z.B. der vierwöchige CELTA Fulltime-Kurs noch intensiver ist. Dennoch, für Teilzeit denke ich, dass (mindestens) vierzehn Wochen besser wären.
Mit dem Wissen von heute: Würde ich einen CELTA-Kurs erneut belegen?
Auch hier ein ganz klares „Ja, das würde ich“.
CELTA und die Ausbildung zum Englischlehrer schwirrte mir seit vielen Jahren im Kopf herum. Oder besser gesagt: es war nicht unbedingt das Thema „Ausbildung zum Englischlehrer“, sondern der Wunsch, nach dem Cambridge Proficiency erneut etwas mit Englisch zu machen.
Zum einen bin ich also diesen lange gehegten Wunsch „CELTA“ angegangen und habe ihn erfolgreich zu Ende gebracht.
Gleichzeitig waren diese zehn Wochen, anstrengend wie sie waren, auch Wochen danach noch eine Motivation, weitere offene Wunschthemen anzugehen und umzusetzen.
„Lohnt sich ein CELTA-Kurs?“ als Titel dieses Artikels bezieht sich somit zwar nur auf den CELTA-Kurs an sich. Jedoch waren und sind die Auswirkungen dieses Kurses für mich weitaus positiver als das im Kurs Gelernte.
Nach dem CELTA Online-Kurs, wie geht es weiter?
Wie es für mich weitergeht, das lasse ich offen und werde sehen, was die kommenden Wochen bringen.
Englisch zu unterrichten hat mir während des Kurses sehr viel Spaß gemacht. Wirklich! Die acht Teaching Practices, damit meine ich die 45 Minuten Unterricht, nicht die Vorbereitung, waren eine echte Freude.
Per Stand heute, Anfang Juni 2022, kann ich mir gut vorstellen, zukünftig
- English for the Financial Sector / Englisch für den Finanzbereich
- English for Sailors / Englisch für Segler
- Englisch Nachhilfe
- English für kleine Gruppen
zu unterrichten.
An Ideen und der Umsetzung für die ersten beiden Punkten arbeite ich bereits. Die beiden letzten Punkte lasse ich noch offen.
Was ist mit deinem CELTA?
In meinen diversen Beiträgen über meine Erfahrung mit einem CELTA Online-Kurs habe ich eine Menge über meinen CELTA-Kurs erzählt.
Was ist mit dir – planst du, einen CELTA-Kurs zu belegen? Lohnt sich ein CELTA-Kurs – überlegst du das noch?
Falls du Fragen hast, so schreibe diese gerne als Kommentar oder schicke mir eine Nachricht.
Hallo Hubert,
ganz lieben Dank für deine detaillierten Ausführungen in deinen verschiedenen Artikeln über CELTA. Sie haben mir zahlreiche Infos geliefert, die das sonstige „Marketing- und Verkaufsmaterial“ nicht aufzeigen.
Ich überlege, einen Teilzeit-CELTA zu machen, jedoch schockierte mich deine Beschreibung des wöchentlichen Stundenaufwands. Ich kann auf keinen Fall mehr als 20 Stunden pro Woche investieren, was mit den Unterrichtsstunden und der Vorbereitung vermutlich schon voll aufgebraucht wird. Oder meinst du, auch mit 20 Stunden könnte es klappen? (nicht in den ersten zwei/drei Wochen, das ist klar, aber danach vielleicht?)
Danke nochmals!
Anja
Hallo Anja,
bei 20 Stunden/Woche hätte ich wirklich Bedenken, dass du in enorme Zeitnot kommst, vor allem falls du ein Assignment überarbeiten und erneut einreichen musst. Ich weiß nicht, was der Grund für deine Einschränkung ist, aber falls im „Leben außerhalb des CELTA-Kurses“ etwas schiefgeht und mehr Aufmerksamkeit benötigt (kranke Kinder o.ä.), dann wirst du sofort ein großes zeitliches Problem bekommen.
Vielleicht findest du einen Kurs, der nicht 10 Wochen läuft, sondern 14 oder mehr Wochen dauert, das entspannt die wöchentliche Last bereits ein wenig. Oder du klinkst dich vier Wochen aus und ziehst es knackig in Vollzeit durch.
Viel Erfolg bei der weiteren Entscheidungsfindung!
Hubert